Ukraine

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Mit Geschichte und Gegenwart der Ukraine beschäftigen wir uns seit Jahren. Nicht erst die Revolutionen und der seit 2014 dauernde Krieg haben gezeigt, dass das Land im Herzen Europas bedeutenden inneren wie äußeren Konflikten ausgesetzt ist.

Leben mit dem Krieg

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Foto-Reportage aus Kyjiw und Odesa, August 2022

touch_app Swipen für nächstes Foto keyboard_arrow_down Scollen für nächstes Foto Von Niklas Golitschek
Städtische Mitarbeiterinnen streichen Parkbänke im Schewtschenko-Park. Sie haben zu Beginn der russischen Großoffensive ihre Arbeit verloren und mussten aus Geldmangel in ihre Heimat bei Tschernihiw zurück. Nun leben sie wieder in der ukrainischen Hauptstadt. Im Park am St. Volodymyr Hügel am Dnipro lernen Artur und Zhenya (beide 18 Jahre alt) gemeinsam Gitarre. Zhenya hat Artur vier Tage zuvor auf der Straße spielen sehen und ihn gefragt, ob er ihm helfen kann. Bei ihrem ersten Treffen üben sie das Lied "Weekend Game" ein. Am Rande des Parks steht der Freiheitsbogen des ukrainischen Volkes (früher Denkmal der Völkerfreundschaft) nahe des Dnipro. Er symbolisiert seit 2018 den Riss im ukrainisch-russischen Verhältnis. Die Bronzeskulptur wurde ebenfalls entfernt. Ein Autofriedhof in Irpin erinnert an den gewaltsamen Krieg um Kyjiw bis zum Abzug der russischen Truppen im März 2022. Mehr zu Irpin Vor dem St. Michaelskloster in Kyjiw sind mehrere russische Kriegsgeräte ausgestellt, die unter anderem bei den Kämpfen um Hostomel zerstört wurden. Mehr lesen

Nadiya Kravchenko (74) aus Pidhaine bei Kyjiw hat die Bomben selbst erlebt: Von fünf sei ihr Grundstück getroffen worden. Übrig geblieben ist nur das Gartenhaus, das Freiwillige einer Kyjiwer Baptistengemeinde nun reparieren und erweitern.

Zwei Mal wurde auch das Haus von Serhiy Kolevych (47) aus der Luft bombardiert, erzählt er. Beim ersten hielt er sich noch mit seiner Familie in diesen Räumen auf. Alle überlebten. Mehr lesen Alexandr (Sasha) Semenchenko lebt als Entertainer und Musiker in Kyjiw. Er hat die Stadt im Februar zunächst verlassen, ist aber schnell wieder zurückgekehrt. Mehr lesen Stanislava Liasota ist Gründerin der ersten ukrainischen professionellen Musical-Theatergruppe "Comme il fault" aus Kyjiw. Sie hat die ganze in der Hauptstadt verbracht. Mehr lesen Trotz des Krieges im Land geht das Leben weiter. Irgendwie. In der Gewissheit, dass der nächste
Luftalarm der letzte sein kann.
So auch in Odesa. Immer wieder sind Stadt und Region Ziel von Raketenangriffen. Dazwischen geht der Alltag weiter. Im Stadtgarten laden Musiker:innen ihr Publikum zu kostenlosen Open-Air-Konzerten. Auf Luftalarme reagieren viele Menschen nicht mehr. Oft tönen die Sirenen mehrfach am Tag. Gleichzeitig erhöht die Nachlässigkeit die Gefahr ziviler Opfer bei Angriffen. Sergey Stepevoy aus Majaky weiß aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, wenn eine Rakete in unmittelbarer Nähe einschlägt. Mehr lesen In Odesa wollen Freiwillige ihre Mitmenschen daran erinnern, dass nur 150 Kilometer entfernt die Frontlinie verläuft: Sie arbeiten an einem langen Camouflage-Zaun, den sie zum Unabhängigkeitstag in der Innenstadt ausstellen wollen. Vassili Dimov und Sohn Serhiy beteiligen sich an der Aktion. An Lokalpolitik ist derweil kaum noch zu denken. Die ukrainischen Städte stehen unter Militäradministration. Ratsmitglieder wie Wadim Tereschtschuk dürfen nur noch über belanglose Aspekte wie Straßennamen entscheiden. Noch stehen auch Oppositionspolitiker:innen hinter der Regierung – doch sie mahnen, dass die Zentralisierung der Macht nicht auf Dauer sein dürfe. Mehr lesen Doch nicht alle, die geblieben sind, halten sich freiwillig in der Ukraine auf. Vor rund 200 Jahren sind die Vorfahren von Natalia Gubenko Hornbacher (im Bild) von Deutschland nach Odesa ausgewandert. Nun, mit 86 Jahren, möchte sie die Ukraine mit ihrer Familie eigentlich verlassen.
"Ich habe eine kleine Rente, wir leben hier arm", sagt sie mit schwäbischem Akzent – und dann kommt noch der Krieg in unmittelbarer Nähe dazu.
"Es ist sehr schwierig, im hohen Alter den Krieg zu überleben. Das kann man nicht aushalten", sagt auch Schwester Nadine. Nur, wohin könnten sie in ihrem hohen Alter noch gehen? "Die Raketen fliegen und alle kommen um", sieht sie Straße und Schiene als zu gefährlich.
So normal vieles am ukrainischen Alltag auf den ersten Blick aussehen mag – das Land befindet sich weiterhin im Krieg.
Nur wenige Meter von dieser Fontäne entfernt liegt der derzeit abgeriegelte Hafen von Odesa. Fotos sind verboten, Militär-Kontrollpunkte versperren die Wege dorthin.
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Ein Hinweisschild an der Autobahn zwischen Kyjiw und Uman (nahe Buzivka) warnt vor Minen.
Dmitro Soochekov ist mit seiner Familie aus Bachmut geflohen und wohnt nun in einem Gästezimmer bei Ahrobud in Oratiw.
Leonid Maslov und Kamerad Oleg.
Am Grenzübergang Dorohusk
Das Ortsschild von Tschermalyk. Fotos: Niklas Golitschek
Oleksandr Beluga steht vor seinem Schreibtisch. An der Wand dahinter sind viele Auszeichnungen für ihn und seine NGO zu sehen.

Besuch bei der größten humanitären NGO in Saporischschja

Als Russland seine Großinvasion in der Ukraine startet, beschloss Oleksandr Beluga, den Menschen zu helfen. Er blieb in Saporischschja und gründete die größte humanitäre <a class="glossaryLink" aria-describedby="tt" data-cmtooltip="<div class=glossaryItemTitle>NGO</div><div class=glossaryItemBody>&lt;!– wp:paragraph –&gt; &lt;p&gt;NGO steht für Non-Governmental Organization. Auf Deutsch: Nichtregierungsorganisation. Es handelt sich um einen Zusammenschluss von Menschen, die ein gemeinsames Interesse verfolgen; unabhängig…

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Bodenunterstützungsfahrzeuge warten ein SAS-Flugzeug auf einem Flughafen.

Internationaler Kraftakt zur Lebensrettung

EU-Staaten haben seit 2022 mehr als 3000 ukrainische Patient:innen behandelt. Allein Deutschland hat über einen internationalen Mechanismus mehr als 1000 Menschen aufgenommen. Dabei bewährt sich mit dem Kleeblatt-Konzept ein Überbleibsel aus der Pandemie.

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Tatiana Ovays ist aus Sjewjerodonezk geflüchtet und baut sich in Winnyzja ein neues Leben auf.
Sergey Panashchuk mit schusssicherer Weste am Strand von Odesa. Foto: Nina Lyashonok/Нина Ляшонок

Charkiw: Rückkehr in Ruinen

Ihr Viertel ist nahezu komplett zerstört, die Grenze zu Russland rund 40 Kilometer entfernt: Dennoch kehren erste Anwohner:innen zurück nach Charkiw-Saltivka. Was sie antreibt und bewegt.

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Beschädigtes Wohnhaus in Lyman mit zerbrochenen Fenstern und Trümmern, die auf Zerstörung hinweisen.

Adams Flucht aus Mariupol

Adam hat die russische Belagerung von Mariupol überlebt. Einen Monat verbrachte er in der vom Krieg zerstörten Hafenstadt. Hier erzählt er von seinen Erlebnissen.

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Auf dem Raketenfriedhof von Charkiw

Auf Freiflächen lagert die Staatsanwaltschaft in Charkiw Trümmerteile. Mit dieser Dokumentation will sie Russland Kriegsverbrechen nachweisen und die Schuldigen dafür finden. Die Plätze sind in der Stadt als “Raketenfriedhöfe” bekannt.

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Ein zerstörtes Stadtgebiet mit verstreuten Ziegeln und Trümmern, einem überfluteten Krater und entfernten Gebäuden unter einem bewölkten Himmel.

Wird Kupjansk ein neues Awdijiwka?

Russland hat Zehntausende Soldaten in der Nähe von Kupjansk zusammengezogen und versucht, die ukrainische Verteidigungslinie zu durchbrechen. Währenddessen warten die kampfmüden ukrainischen Truppen auf Verstärkung und Rotation. Sergey Panashchuk berichtet aus einem Dorf an der Front.

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Ein unter Trümmern begrabenes Auto inmitten einer zerstörten Stadt.

Die Lehren aus dem Leben mit dem Krieg

Reporter Sergey Panashchuk lebt in Odesa. Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine riskiert er sein Leben, um über russische Kriegsverbrechen zu berichten, erzählt die Geschichten der Menschen und berichtet von der Front. Hier teilt er seine Gedanken mit.

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Ein zerstörter Panzer steht am Straßenrand in Charkiw.
Alexandr (Sascha) Semenchenko lebt als Entertainer und Musiker in Kyjiw.
Pappschilder dienen auch in Polen zur Kommunikation: Hier werden kostenlose Fahrten angeboten. Mit "Unterkunft Ukraine" ist das Konzept nur bedingt aufgegangen.
Der Freiheitsbogen des ukrainischen Volkes (früher Denkmal der Völkerfreundschaft) nahe des Dnipro symbolisiert seit 2018 den Riss im ukrainisch-russischen Verhältnis. Die Bronzeskulptur wurde ebenfalls entfernt.
Leonid Kucheruk sitzt vor einem Computerbildschirm, auf dem eine Kalenderseite des Jahres 1980 angezeigt wird.
Die Gasleitungen an der Unfallstelle in Majaky wurden bereits erneuert. Der Schaden ist noch deutlich sichtbar.
Eine Gruppe von Menschen hält Schilder.
Zwei Frauen, links Jules‘ Schwester, rechts sie selbst, lachen in die Kamera.
Vadim Tereshchuk (Вадим Терещук) ist ein Lokalpolitiker und Mitglied des Stadtrats von Odesa für die Europäische Solidaritätspartei (Європейська Солідарність - Evropeis'ka Solidarity').
Serhiy Kolevych (47) steht vor den Trümmern seines Wohnhauses. Beim ersten Luftangriff am 14. März befand er sich mit Frau, Nichte und Neffe im Gebäude und wurde verletzt. Beim zweiten Angriff, der das Haus komplett zerstörte, war er bereits bei Nachbarn untergekommen.
Die Wohltätigkeitsorganisation "Kümmernde Katzen" (Turbotlyvi kotyky - Турботливі котики) aus Kyjiw hilft Opfern im Ukraine-Krieg. Die Gründerinnen:Ruslana Zahnii (Руслана Загній), Julia Sydorchuk (Юлія Сидорчук) und Lilia Lypova (Лілія Липова).
Chharkiw: Eine Statue "Denkmal für den Soldaten-Befreier" (auch: Pavlusha); die Ukraine-Flagge ist mit Klebeband an der Waffe angebracht.

Kriegstraumata abseits der Front

Die Anwohner:innen von Velyka Vil’shanytsya nahe Lwiw leben zwar Hunderte Kilometer von der Front entfernt. Doch nach einem Raketeneinschlag Anfang März mit fünf Toten ist die Angst der Betroffenen groß.

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Eugene und Kristina stehen vor einem Heizpilz und halten die Hand.
Ein Mann mit Plastiktüten steht auf einem Bürgersteig neben einem Anhänger.

Überleben an der Front

Ein Leben im Keller ohne Grundversorgung. Die Einwohner:innen von Stepnohirsk in der Nähe von Saporischschja sind seit fast zwei Jahren dem Grauen der russischen Invasion ausgesetzt.

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Juli Karzanova dokumentiert den Alltag in der vom Krieg zerrütteten Stadt Tschernihiw in der Ukraine.

Weitere Veröffentlichungen

Vor Kriegsbeginn:

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