Abseits der bekannten Orte um die ukrainische Hauptstadt Kyjiw ist Pidhaine besonders vom russischen Angriff betroffen gewesen. Anwohner:innen erzählen.
Das Dorf Pidhaine liegt nur rund eine Autostunde von Kyjiw entfernt. Während des russischen Vormarschs in Richtung der ukrainischen Hauptstadt ist der Ort massiv beschossen worden. Dutzende Häuser sind im Bombenhagel komplett zerstört worden, noch mehr seitdem nicht mehr bewohnbar. Nach Angaben von Bewohner:innen sind etwa 80 Prozent der Siedlung beschädigt. Eine Baptistengemeinde aus Kyjiw hilft beim Wiederaufbau, viel Unterstützung haben die Menschen hier jedoch noch nicht erhalten, wie ein Besuch Anfang August 2022 zeigt.
Hier, am Ortsrand von Pidhaine, soll laut Anwohner:innen und Helfer:innen eine 500 Kilogramm schwere Bombe eingeschlagen sein.
Nadiya Kravchenko (74) besichtigt ihr zerstörtes Grundstück. Viel ist nicht von ihrem Besitz übrig geblieben.
Das Wohnhaus, das ihre Eltern gebaut haben, ist komplett niedergebrannt. “Ich konnte mich hier selbst versorgen, jetzt ist alles zerstört”, sagt sie.
Auch die benachbarten Grundstücke sind stark beschädigt. 80 Prozent des Dorfes sollen zerstört sein. Kravchenkos
Fünf Bomben seien allein auf ihr Grundstück gefallen, erzählt Kravchenko: “Jede:r hasst Putin für das, was er getan hat.”
Freiwillige haben nun das nicht komplett beschädigte Gartenhaus erweitert und reparieren es. Hier soll Kravchenko dann vorerst eine Bleibe haben.
Ein inzwischen entschärfter Sprengkörper liegt noch immer neben einer Zufahrt nahe ihres Hauses. Kravchenkos Tiere sind bei der Bombardierung gestorben.
Erinnerungsfotos, Gartenwerkzeug, Möbel – alles ist weg. “Meine Mutter hatte Strickmuster, die sind auch verbrannt”, bedauert Kravchenko.
Die Gänse und Hühner eines anderen Anwohners haben die Kampfhandlungen überlebt.
Ein Hund wartet laut Helfer:innen vor Ort seit fünf Monaten auf die Rückkehr des/der Hausbesitzer:in. Das Haus ist zerstört.
Ein beschädigtes Haus hat bereits ein neues Dach erhalten.
Serhiy Kolevych (47) steht vor den Trümmern seines Wohnhauses. Beim ersten Luftangriff am 14. März befand er sich mit Frau, Nichte und Neffe im Gebäude und wurde verletzt. Beim zweiten Angriff, der das Haus komplett zerstörte, war er bereits bei Nachbarn untergekommen.
Das zweite Bombardement durch russische Flieger habe es dann komplett dem Erdbobden gleichgemacht. “Den ersten Angriff hat der Apfelbaum noch abbekommen und das halbe Haus gerettet”, erzählt er.
Pidhaine selbst hätten russische Truppen die ganze Zeit über nicht betreten. “Deshalb haben sie den Ort auf ihrem Weg nach Kyjiw so stark bombardiert”, sagt Kolevych.
Kolevych deutet auf die Stelle, wo sich Familienmitglieder beim ersten Angriff aufgehalten haben. “Ich hätte mir so eine Situation nie vorstellen können, dass Russland uns angreift. Wir waren wie Brüder”, sagt er.
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